Umbau des Oberkircher Pflegeheims St. Josef abgeschlossen
Nach drei Jahren hat das Pflegeheim St. Josef seinen hochkomplexen Umbau im laufenden Betrieb weitgehend abgeschlossen. Bei der Segnung am Samstag wurden die Mühen gewürdigt.
"Was lange währt, wird endlich gut": Mit diesen Worten zog der zweite Vorsitzende des Altenpflegeheimvereins Oberkirch, Karl Bähr, am Samstag den Schlussstrich unter die Umbauarbeiten im Pflegeheim St. Josef in der Stadtgartenstraße. "St. Josef erstrahlt in neuem Glanz." Nötig gemacht hatte den 6,5 Millionen Euro teuren Umbau die Landesheimverordnung: Sie schreibt sowohl für Neu- wie auch für Bestandsbauten Einzelzimmer vor. Der ersten Bauabschnitt von St. Josef, der 1987 eingeweiht worden war, war aber von 24 Doppelzimmern mit 48 Betten geprägt.
Pflegeheim St. Josef hat nach Umbau 79 statt zuvor 84 Betten
Dort fielen die Umbauarbeiten daher auch am größten aus: Der Bereich wurde entkernt, frühere Gemeinschafts- und Speiseräume in Einzelzimmer umgebaut. Im zweiten (2001 eingeweiht) und dritten Bauabschnitt (2008) waren die Eingriffe geringer. Die bisherigen Stationen wurden zu sechs Hausgemeinschaften umgebaut, in denen jeweils auch gekocht wird. Die Zahl der Betten reduzierte sich von 84 auf 79.
Zwischenzeitlich wurde auch ein Abriss diskutiert
Am Samstag zeigten sich alle Beteiligten froh, dass der städtische Stiftungs- und Spitalfonds die durchaus geprüfte Idee, das bisherige Gebäude abzureißen und durch einen Neubau an anderer Stelle zu ersetzen, nicht realisiert hatte. Bähr schätzte sich glücklich, dass sich in Oberkirch sowohl die Stadt als auch die Kirche fürs Pflegeheim verantwortlich fühlten: Diese sollten nicht ausschließlich privaten Investoren überlassen werden.
Umbau war deutlich aufwendiger als die Neubauten
Der Spitalfonds hatte auch den Bau des Pflegeheims St. Barbara finanziert, das 2016 eingeweiht worden war, nach rund zwei Jahren Bauzeit. Für den Umbau von St. Josef zogen über drei Jahre ins Land: Allein an den Bauzeiten könne man sehen, dass ein Umbau deutlich problematischer sei als ein Neubau. Die Entscheidung, St. Josef zu sanieren, die noch in der Amtszeit von OB Matthias Braun gefallen war, nannte Bähr "mutig, aber unumgänglich".
Mit zwei Firmen gab es Probleme
Auf die Komplexität des Umbaus ging Oberbürgermeister Gregor Bühler in seiner Rede ein: Diese sei nach außen kaum zu vermitteln gewesen. Neben dem Umbau im Bestand – das Pflegeheim war abschnittsweise über mehrere Stockwerke hinweg umgebaut und die Baustelle vom Pflegeheim komplett abgetrennt worden – und der Corona-Pandemie sprach Bühler auch die Probleme mit zwei Firmen an (siehe Hintergrund). Schnee von gestern: "Jetzt haben die Senioren den Platz bekommen, den sie verdient haben."
Immer mehr plegeintensive Patienten: Arbeit hat sich geändert
Der Dank an die Bewohner, die teilweise baustellenbedingt aus ihren gewohnten Zimmern umziehen mussten, vor allem aber an die Mitarbeiter für ihre Geduld war das Leitmotiv, das in allen Reden auftauchte. Den Mitarbeitern sei "schier Unmögliches abverlangt worden", so Bähr. Yvonne Schumacher-Ross erinnerte an das Chaos und den Lärm, den die Mitarbeiter mitgetragen hätten. Die Geschäftsführerin der Wohnen und Pflege Oberkirch gGmbH, welche die Pflegeheime St. Josef und St. Barbara betreibt, zeigte auf, welchem Wandel die Arbeit im Pflegeheim unterzogen war. Gab es 1987 nur wenige schwer Pflegebedürftige, so ziehen die Menschen heute erst in ihrer letzten Lebensphase ins Pflegeheim. Die Mitarbeiter von St. Josef kümmern sich um viele Demenzerkrankte und schwer Pflegebedürftige.
Wegen der vielen pflegeintensiven Bewohnern benötige man hochqualifizierte Fachkräfte: "Wir müssen den Beruf attraktiv machen." Als größte Zukunftsausgabe nach dem Umbau nannte Schumacher-Ross eine nachhaltige Personalentwicklungen, "damit diejenigen, die bei uns arbeiten, bleiben". Neben einer Notbetreuung für die Kinder von Angestellten am Wochenende setzt die Wohnen und Pflege gGmbH dabei unter anderem auf ein Sportangebot und Ayurveda-Massagen für die Mitarbeiter.
Michael Waltersbacher vom Sachgebiet Hochbau der Stadt, Architekt Stefan Wisniowski, Karl Bähr (Altenpflegeheimverein Oberkirch), Geschäftsführerin Yvonne Schumacher-Roß, die Pfarrer Ralf Dickerhof und Franziska Clemen und OB Gregor Bühler (von links) freuten sich über den Umbau des Pflegeheims St. Josef. © Andreas Wenck
Franziska Clemen und Ralf Dickerhof segneten das umgebaute Gebäude und baten darum, dass unter allen Beteiligten guter Geist untereinander herrscht. © Andreas Wenck
Hintergrund
Probleme mit zwei Firmen warfen 6,5-Millionen-Umbau zeitlich zurück6,5 Millionen Euro hat der Umbau des Pflegeheims St. Josef den Spital- und Gutleuthausfonds (eine städtische Stiftung) und die Städtische Baugesellschaft gekostet, denen das Gebäude gehört. Der Umbau wurde laut der Stadtverwaltung rund 800.000 Euro teurer als geplant: Als Grund dafür nennt die Stadt einen großflächigen Wasserschaden im Keller und die Baupreisentwicklung während der Bauphase. Zuschüsse gab es nicht: Seit der Einführung der Pflegeversicherung wird die Altenpflege nicht mehr über den staatliche Zuschüsse, sondern über die Pflegekasse finanziert.
Wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie hatte sich der Beginn der Bauarbeiten um ein Jahr auf Sommer 2021 verschoben. "Teilweise wurde jeder Arbeiter auf Corona getestet, bevor er arbeiten konnte", erinnerte sich Architekt Stefan Wisniowski. Die Sperrung des Suez-Kanals, welche die Lieferketten durcheinanderbrachte, der Ukraine-Krieg und die daraus folgende Inflation - sie alle ereigneten sich während der Bauphase.
Zwei Aufträge mussten während der Bauphase neu ausgeschrieben werden: Eine Firma hatte Insolvenz an, der zweiten kündigte der Spitalfonds wegen mangelhafter Ausführungsqualität. Ein Beweissicherungsverfahren folgte. "Dadurch haben wir ein halbes Jahr Zeit verloren", resümierte Wisniowski.
© Text: Patric König