Weniger Betten, mehr Komfort  

Das Pflegeheim St. Josef wird im laufenden Betrieb umgebaut. Das bringt neue Belastungen mit sich. Die Heimleiterin ist zuversichtlich, dass der schlimmste Teil schon überstanden ist.

Weil das Pflegeheim St. Josef umgebaut wird, sind diverse Lagerräume in Containern im Innenhof untergebracht worden.

Oberkirch. Wenn ein Unternehmen 6,4 Millionen Euro in den Umbau seiner Betriebsstätte investiert, geht es normalerweise von wirtschaftlichem Wachstum aus. „Wir schrumpfen für diesen Betrag. Das kann es eigentlich nur in einem staatlich geregelten Bereich wie unserem geben“, gibt Geschäftsführerin Kristiane Schmalfeldt zu bedenken. Denn die Bettenzahl im Pflegeheim St. Josef in Oberkirch, das von der Wohnen und Pflege gGmBH betrieben wird, sinkt nach dem Umbau von 84 auf 79. Mit dem Umbau, der im April 2021 begonnen hat, setzt St. Josef die Anforderungen der Landesheimbauverordnung um: aus den Stationen werden Wohngemeinschaften mit eigenen Wohn- und Essbereichen, aus den Doppelzimmern Einzelzimmer. Auch Gemeinschaftsbereiche wie der große Speisesaal, die bisher von allen Bewohnern genutzt wurden, werden zu Zimmern umgebaut.

„Wir schaffen das“

Die gesetzlichen Anforderungen standen schon fest, als Kristiane Schmalfeldt 2011 ihre Arbeit in Oberkirch aufnahm. Sie war damals allerdings davon ausgegangen, dass die von einer CDU-FDP-Regierung beschlossenen Vorgaben noch einmal geändert würden. Es kam nicht so. Schmalfeldt hätte gerne einige Doppelzimmer erhalten. Am Umbau von St. Josef hätte aber so oder so kein Weg vorbeigeführt. „Doppelzimmer lassen sich kaum mehr vermieten. Das Haus war in die Jahre gekommen und immer mehr aus der Zeit gefallen.“ Der erste Bauabschnitt stammt aus dem Jahr 1987. Nun bleibt für den Umbau eine Frist bis zum 31. August 2024. „Das werden wir schaffen“, ist sich Schmalfeldt sicher. Für den ersten Bauabschnitt im Nordflügel, den größten und schwierigsten, ist ein Jahr vorgesehen, für die Bauabschnitte zwei, den Südflügel, und drei, die Übergangsbereiche, je ein halbes Jahr. Diese Bereiche sind deutlich moderner und verfügen schon über Einzelzimmer.

Der Zeitplan für den Umbau wurde zuletzt zweimal durcheinandergebracht: Der Baubeginn, eigentlich für September 2020 vorgesehen, war wegen der Corona-Pandemie ins Frühjahr 2021 verschoben worden. Kaum hatte das Pflegeheim im Februar einen Corona- Ausbruch mit 19 Toten überstanden, gab es einen großen Wasserschaden im Keller. Die Folge: Die dort untergebrachten Umkleideräume und Lager mussten schon ein Jahr früher als geplant in Containern im Garten untergebracht werden.

„Wir sind froh, dass wir trotz Corona so weit gekommen sind“, sagt Schmalfeldt. Auch bezogen auf den Umbau habe man das Schlimmste schon überstanden. Sie meint damit die Neuorganisation: Die Stationen waren zuvor nach Stockwerken angeordnet, also horizontal gegliedert. Der Umbau erfordert aber eine vertikale Anordnung der Bauabschnitte von oben nach unten – so können unter anderem die Leitungen besser verlegt werden. 15 Bewohner mussten hausintern umziehen, die Teams wurden neu aufgeteilt, weitere Veränderungen folgten: Die Kapelle wird als Aufenthaltsraum genutzt, das Essen kommt in Wärmewagen. „Für die Mitarbeiter ist das heftig“, sagt Schmalfeldt bezogen auf den Aufwand. „Sie haben toll mitgezogen.“ Hinzu kommt die Verantwortung: „Ob die Bewohner sich hier wohlfühlen, hängt nur von uns ab.“ Der Baustellenbereich ist hermetisch abgeriegelt und komplett vom Pflegebereich getrennt. Der Nord- und der Südflügel sind nur über einen langen Gang verbunden, der mit Spanholzplatten verkleidet worden ist. Schmalfeldt freut sich schon darauf, wenn sie entfernt werden können und wieder beide Hälften des Hauses genutzt werden können. „Es ist schön, dass das Haus wieder auf der Höhe der Zeit sein wird.“

 

STICHWORT

Weniger Betten, keine Kündigungen

Die Zahl der Betten im Pflegeheim St. Josef wurde während der Umbauarbeiten von 84 auf 62 reduziert. Im Gegenzug hat der Besitzer der Immobilie, der städtische Spital- und Gutleuthausfonds, die Miete der Wohnen und Pflege Oberkirch gGmbH vermindert.

Die überzähligen Betten wurden im Krankenhaus Oberkirch eingelagert, die restlichen brauchbaren Möbel in einem externen Lager. Sie sollen nach dem Umbau wiederverwendet werden. Beim Personal hat die gGmbH auf Kündigungen verzichtet. Einige Mitarbeiter wurden ins Pflegeheim St. Barbara versetzt, das ebenfalls von der gGmbH betrieben wird. Offene Stellen wurden während des Umbaus erst einmal nicht besetzt, weil es eigentlich ein „Überangebot in St. Josef gebe, so Geschäftsführerin Kristiane Schmalfeldt.

Trotzdem kam sie zunächst nicht ohne Zeitarbeitskräfte aus: Der Krankenstand sei gestiegen, die Corona- Pandemie und der daraus resultierende Mehraufwand „greift die Mitarbeiter an“. Nun kommt der Umbau als weitere Belastung hinzu. Er ist aus Sicht von Kristiane Schmalfeldt aber alternativlos: „Wir gestalten hier Zukunft und sind dankbar, dass es gemacht wird.

Ansonsten hätten wir das Haus aufgeben müssen.“

Quelle: https://www.bo.de/#
VON PATRIC KÖNIG (TEXT UND FOTOS)

Weitere Bilder des Umbaus